Was die Corona-Pandemie mit uns macht
Was die Corona-Pandemie mit uns macht
Tagebuchzeichnungen von Alex Müller
Zeichnungen: Alex Müller, Text: Anna-Lena Wenzel
Die Künstlerin Alex Müller hat im März 2020 begonnen, ein Corona-Tagebuch zu führen, das insgesamt 107 Tage umfasst und bis zum 3. Juli 2020 reicht. Unter dem Titel „Vom Mähen zum Frieden“ ist es dieses Jahr als Buch erschienen.
Für die Künstlerin war diese Zeit zum einen durch den neuartigen, omnipräsenten und -potenten Virus geprägt, der das ganze Leben auf den Kopf stellte, und zum anderen eine Zeit des Abschied von ihrem Vater, der in diesen Monaten seinem Krebsleiden erlag. Ein doppelter Ausnahmezustand, wenn man so will.
Auf vielen Bildern sieht man ein stachelig-kugeliges Etwas, das als Coronavirus lesbar ist. Es ziert als Motiv die Tapete, tarnt sich als Kastanie oder Vogelnest.
Die hier gezeigte Auswahl macht die Entwicklung sichtbar, die die Zeichnungen genommen haben: „Sie begann mit einfarbigen Zeichnungen, entweder mit einem schwarzen, roten oder einem blauen Fineliner auf weißem Papier. Dann setzten spätestens ab dem fünfzigsten Tag auch mehrfarbige Zeichnungen ein, wobei die Farben Grün und Gelb hinzukamen, und sich ein stärker kompositionell motivierter Einsatz der Farben entwickelte (Tag 61), bis sich ab dem ‚Tag 67‘ vor allem farblich gesehen auch eine malerische Atmosphäre in den Zeichnungen ausbreitete“, schreibt Marietta Franke in ihrem Text zur Serie. „Der künstlerische Akt der regelmäßigen bildnerische Auseinandersetzung mit dem Thema wird zu einem Akt der Selbstermächtigung der Situation gegenüber“, so interpretiert Markus Mascher das Vorgehen der Künstlerin. Dabei wechseln sich analytisch-klare und fantastisch-traumhafte Sequenzen ab, wie der Autor treffend bemerkt. Auf diese Weise gehen die Zeichnungen die Betrachter*innen zum Teil unmittelbar an oder verbleiben eher nachdenklich bei sich. Das macht sie – trotz desselben Formats und desselben handgezeichneten Gestus – so abwechslungsreich wie berührend.
Alex Müller: Vom Mähen zum Frieden, Verlag für moderne Kunst, Wien, 2021
Für die Künstlerin war diese Zeit zum einen durch den neuartigen, omnipräsenten und -potenten Virus geprägt, der das ganze Leben auf den Kopf stellte, und zum anderen eine Zeit des Abschied von ihrem Vater, der in diesen Monaten seinem Krebsleiden erlag. Ein doppelter Ausnahmezustand, wenn man so will.
Auf vielen Bildern sieht man ein stachelig-kugeliges Etwas, das als Coronavirus lesbar ist. Es ziert als Motiv die Tapete, tarnt sich als Kastanie oder Vogelnest.
Die hier gezeigte Auswahl macht die Entwicklung sichtbar, die die Zeichnungen genommen haben: „Sie begann mit einfarbigen Zeichnungen, entweder mit einem schwarzen, roten oder einem blauen Fineliner auf weißem Papier. Dann setzten spätestens ab dem fünfzigsten Tag auch mehrfarbige Zeichnungen ein, wobei die Farben Grün und Gelb hinzukamen, und sich ein stärker kompositionell motivierter Einsatz der Farben entwickelte (Tag 61), bis sich ab dem ‚Tag 67‘ vor allem farblich gesehen auch eine malerische Atmosphäre in den Zeichnungen ausbreitete“, schreibt Marietta Franke in ihrem Text zur Serie. „Der künstlerische Akt der regelmäßigen bildnerische Auseinandersetzung mit dem Thema wird zu einem Akt der Selbstermächtigung der Situation gegenüber“, so interpretiert Markus Mascher das Vorgehen der Künstlerin. Dabei wechseln sich analytisch-klare und fantastisch-traumhafte Sequenzen ab, wie der Autor treffend bemerkt. Auf diese Weise gehen die Zeichnungen die Betrachter*innen zum Teil unmittelbar an oder verbleiben eher nachdenklich bei sich. Das macht sie – trotz desselben Formats und desselben handgezeichneten Gestus – so abwechslungsreich wie berührend.
Alex Müller: Vom Mähen zum Frieden, Verlag für moderne Kunst, Wien, 2021