Als wir Freizeit hatten und uns erholten
Als wir Freizeit hatten und uns erholten
Ingeborg Lockemann & Elke Mohr
Eine Einladung in das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst in Frankfurt/ Oder im Jahr 2019; die Künstlerinnen Ingeborg Lockemann und Elke Mohr begeben sich auf die Reise, sie lassen sich auf die Stadt und ihre öffentlichen Räume ein, streifen umher, nehmen Situationen wahr und setzen sich mit dem Raum in Beziehung. Was in Frankfurt/ Oder ihre Neugierde weckt sind Skulpturen aus der Zeit der DDR, die sich in Parks, Neubaugebieten und öffentlichen Anlagen tummeln. Nicht wenige sind inzwischen Neubauten zum Opfer gefallen oder wurden abmontiert, um als Wertstoffe zu Geld gemacht zu werden. Lockemann/Mohr interessieren die Körper, die als Figuren den öffentlichen Raum zieren. Was für Posen nehmen sie ein? Wie verhalten sie sich zueinander, wenn sie zu mehreren auftreten? Ihnen fällt auf, dass es sich hauptsächlich um weibliche Körper handelt, die meist nackt dargestellt werden, und dass die Künstler alle Männer sind. Sie entscheiden sich dafür, die Skulpturen an verschiedenen Orten nachzustellen und posieren vor drei weißen Blumenkübeln in einer Fußgängerzone oder setzen sich auf eine Wiese in einem Hinterhof, um für einige Minuten Liegende, Hockende, Trümmerfrau oder Schwimmerin nachzuahmen. An den Titeln lässt sich gut nachvollziehen, dass es zwei Gruppen von weiblichen Skulpturen gibt: aktive Körper, beim Sport oder der Arbeit, und passive Körper, die liegend oder hockend dargestellt werden. An der Steifheit der Künstlerinnen beim Einnehmen der Posen wird deutlich, dass es sich nicht unbedingt um natürliche Posen handelt. Die kurzen performativen Situationen werden mit Fotografien und einem Video festgehalten. In der Dokumentation spricht eine ältere Frauenstimme erst die Namen und Urheber der Skulpturen ein, bevor jeweils zwei oder drei Posen nacheinander eingenommen werden, was dazu führt, dass das Statische der Skulpturen in Bewegung gerät.
Text: Anna-Lena Wenzel