Als wir Freizeit hatten und uns erholten

Als wir Freizeit hatten und uns erholten

Ingeborg Lockemann & Elke Mohr

Eine Einladung in das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst in Frankfurt/ Oder im Jahr 2019; die Künstlerinnen Ingeborg Lockemann und Elke Mohr begeben sich auf die Reise, sie lassen sich auf die Stadt und ihre öffentlichen Räume ein, streifen umher, nehmen Situationen wahr und setzen sich mit dem Raum in Beziehung. Was in Frankfurt/ Oder ihre Neugierde weckt sind Skulpturen aus der Zeit der DDR, die sich in Parks, Neubaugebieten und öffentlichen Anlagen tummeln. Nicht wenige sind inzwischen Neubauten zum Opfer gefallen oder wurden abmontiert, um als Wertstoffe zu Geld gemacht zu werden. Lockemann/Mohr interessieren die Körper, die als Figuren den öffentlichen Raum zieren. Was für Posen nehmen sie ein? Wie verhalten sie sich zueinander, wenn sie zu mehreren auftreten? Ihnen fällt auf, dass es sich hauptsächlich um weibliche Körper handelt, die meist nackt dargestellt werden, und dass die Künstler alle Männer sind. Sie entscheiden sich dafür, die Skulpturen an verschiedenen Orten nachzustellen und posieren vor drei weißen Blumenkübeln in einer Fußgängerzone oder setzen sich auf eine Wiese in einem Hinterhof, um für einige Minuten Liegende, Hockende, Trümmerfrau oder Schwimmerin nachzuahmen. An den Titeln lässt sich gut nachvollziehen, dass es zwei Gruppen von weiblichen Skulpturen gibt: aktive Körper, beim Sport oder der Arbeit, und passive Körper, die liegend oder hockend dargestellt werden. An der Steifheit der Künstlerinnen beim Einnehmen der Posen wird deutlich, dass es sich nicht unbedingt um natürliche Posen handelt. Die kurzen performativen Situationen werden mit Fotografien und einem Video festgehalten. In der Dokumentation spricht eine ältere Frauenstimme erst die Namen und Urheber der Skulpturen ein, bevor jeweils zwei oder drei Posen nacheinander eingenommen werden, was dazu führt, dass das Statische der Skulpturen in Bewegung gerät.

Text: Anna-Lena Wenzel
So, 11/05/2023 - 10:22
Kurzbeiträge

Einwürfe

50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft
Tischlein Deck Dich Das Buch flavours & friends von TDD enthält Rezepte, ist die Dokumentation einer sozialen Raumpraxis und hält die Veränderungen Berlins fest.

Fundsachen

Gefährten* Eine Serie von Stoffbeuteln, hergestellt aus Stoffen aus der VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, fotografiert von Lysann Nemeth.
Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

Berliner Trümmerberge Eine Recherche zu den Berliner Trümmerbergen von Karoline Böttcher mit einem Text von Luise Meier. 
Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
der Görlitzer Park K.I.Z. rappt über den Görlitzer Park.
Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

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(e) es sich im Vertragsarbeiterheim in der Gehrenseestraße Im Februar 2023 lud ein Kollektiv[1] ein
man an der spanischen Touristikküste Architektur- und Reiseeindrücke von 2023/24 von Benjamin Renter, der an der spanischen Mittelmeerküste den Einfall der Investitionsarchitektur festgehalten hat.