Rockets on the Battlefield
Rockets on the Battlefield
Fein säuberlich aufgereiht hängen die Spraydosen von der Decke, bis es eine nach der anderen hinunterfällt und je nach Aufprallwinkel ihren Inhalt willkürlich im Raum verteilt. Einige schießen quer durch die Luft, andere zucken am Boden und wieder andere bleiben einfach liegen. Das Ganze hat etwas Gewalttätiges und geschieht doch fein abgezirkelt im Schutzraum der Kunstinstitution. Es ist genauestens geplant und endet doch im Ungewissen. Butkereit inszeniert diese Widersprüche bewusst.
Als ich ihn in Vorbereitung für diesen Beitrag zu einem Gespräch traf, sprachen wir über seine Vergangenheit als Graffiti-Sprayer und sein heutiges Verhältnis zum Graffiti. Für ihn ist Graffiti durchzogen von Paradoxien: Graffitis sind Ausdruck von Ego-Präsenz und gleichzeitig total flüchtig. Sie sind Ausdruck von Rebellion und Freiheit, und werden zugleich mit großer Verbissenheit durchgezogen. Es geht um das Verbotene, das im Anschluss mit nicht unerheblichem technischem Aufwand, online gestellt wird – weil es mit möglichst vielen geteilt (und gelikt) werden will. Der Gedanke des „Untergrunds“ ist da genauso fragwürdig, wie bei einer Arbeit, die im Kunstfeld entsteht. Und doch macht es einen Unterschied, ob man eine fertige Skulptur in den White Cube stellt oder eine Installation baut, die nach Ende der Ausstellung wieder verschwindet und die den Zufall als Mitproduzent einbezieht. Butkereit mag es, dass er als Künstler damit in den Hintergrund tritt. Er mag es auch, wenn die Dinge in Bewegung sind, sich ein Stück weit entziehen, vergänglich sind, Impulse geben. Das verbindet seine künstlerischen Arbeiten mit seinen Graffitis. Der Titel „Rockets on the Battlefield“ ist übrigens von Kool Keith geklaut – das ist der Sänger mit den wechselnden Identitäten, was dem taggen unter verschiedenen Pseudonymen nicht unähnlich ist.