43 1/2

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Fotos und Text: Stephan Burkoff

 „Am 21. Mai 2011 um 18.47 Uhr steht ein Paar Schuhe an einer Mauer am Berliner Arkonaplatz – so, als hätten sie soeben noch zwei Füße und den daran hängenden Menschen beherbergt. Damit fängt es an. Nicht die Entrückung, die der US-amerikanische Radioprediger Harold Camping für genau diesen Zeitpunkt prophezeit hatte, sondern dieses Buch. Camping war der Ansicht, anhand selbstdefinierter Meta-Interpretationen und numerologischer Analysen von Textpassagen in der Bibel das Ende der Welt exakt voraussagen zu können. Nur wer reinen Glaubens sei, könne mit der Entrückung – einem Übergang in himmlische Sphären – rechnen. Erdbeben noch nie da gewesener Ausmaße sollten jeweils um 18 Uhr Ortszeit, Zeitzone für Zeitzone, das Ende ankündigen. Harold Camping gelang es sogar mehrfach, seine Jünger von seinen Prophezeiungen zu überzeugen. Erstmals für den 6. September 1994 berechnet, verschob sich der Termin der Entrückung nach Ausbleiben ungewöhnlicher Ereignisse dann auf den 21. Mai 2011. Das totale Ende sollte schließlich am 21. Oktober desselben Jahres stattfinden. Seine Lehre verbreitete der Prediger über den Radiosender Family Radio. Viele folgten dem charismatischen Mann. Nicht wenige verloren dabei alles. Manche vielleicht auch ihre Schuhe.“

 

Aus: 43 1/2 – The Rapture, hrsg. von Stephan Burkoff, Mitte/Rand Verlag, Berlin 2018

 

Auf Instagram werden unter dem Namen shoesofsalvation regelmäßig neue Schuh-Fundstücke veröffentlicht. Wer ein Schuhpaar findet, das dort veröffentlicht werden soll, kann es an diese Adresse schicken: shoesofsalvation [at] hiddenplaces.de

 

Fr, 06/07/2019 - 22:26
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50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft

Fundsachen

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Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

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Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

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So lebt

Sorge „Sorge“: meine Platte, meine Heimat,
(e) es sich in der Schule der Arbeit Ute Richter deckt mit ihrer künstlerischen Forschung ein vergesenes Kapitel der emanzipatorischen Erwachsenenbildung in Leipzig auf.
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