Gefährten*
Gefährten*
Lysann Németh
Im Jahr 2011 fotografierte Lysann Németh die ersten Regenschirme vom Straßenrand weg und stellte die Bilder bald auch ins Internet. War so das Interesse erst mal angezeigt, ergaben sich Gespräche, Mail-Wechsel und bald schon erste Hinweise auf den VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, der als einziger Finalproduzent von Regenschirmen in der DDR bis zum Ende 1991 etwa 40 Mio. Stück für das In- und Ausland produziert hatte. 2019 kam die Schirmfabrik Adorf ins engere Blickfeld. Durch Kontakt zum Orts- und Heimatverein lernte die Künstlerin die – man darf schon sagen: ihre – „Adorfer Frauen“ kennen, die zum größten Teil noch heute in Adorf wohnen, wo es mehrmals zu persönlichen Begegnungen kam, und denen sie die gleichnamige Webseite widmete, auf der aus vielen Blickwinkeln und Originaltönen die Geschichte der Fabrik, der Arbeit dort und schließlich der Abwicklung des Betriebs erzählt wurde. Wichtig war dabei, dass Arbeitende aus allen Produktionsstufen – Zuschnitt, Nähen, Heften, Montage, Qualitätskontrolle usw. – ihre Erfahrungen aus heutiger Sicht benennen konnten. Hinzu kamen Archiv-Recherchen im Staatsarchiv und im Heimatverein, wo u. a. Material für die spätere Arbeit „Archivale“ gefunden wurde. Auf dieser Grundlage erschien außerdem im Januar 2025 das Buch „Endkontrolle“ im Leipziger Verlag Trottoir Noir.
(Auszug aus dem Text von Hans Brinkmann zur Ausstellung "Musterabteilung" im weltecho in Chemnitz, 2025)
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Als geldwerte Leistung für Sonderschichten erhielten die Arbeiterinnen des VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt Stoffreste aus zugeschnittener Schirmseide, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zu einem Schirm verarbeitet wurden. Aus den Teilen nähten sie u.a. Beutel und verkauften diese für etwa 2 Mark. Seit 2020 fotografiere ich während meiner Spaziergänge über den Chemnitzer Markt sogenannte Schirmbeutel. Mittlerweile ist die Sammlung auf über 150 Beutel unterschiedlicher Dessins angewachsen.
(Lysann Németh)
© Fotos: Lysann Németh & Verlag Trottoir Noir
(Auszug aus dem Text von Hans Brinkmann zur Ausstellung "Musterabteilung" im weltecho in Chemnitz, 2025)
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Als geldwerte Leistung für Sonderschichten erhielten die Arbeiterinnen des VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt Stoffreste aus zugeschnittener Schirmseide, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zu einem Schirm verarbeitet wurden. Aus den Teilen nähten sie u.a. Beutel und verkauften diese für etwa 2 Mark. Seit 2020 fotografiere ich während meiner Spaziergänge über den Chemnitzer Markt sogenannte Schirmbeutel. Mittlerweile ist die Sammlung auf über 150 Beutel unterschiedlicher Dessins angewachsen.
(Lysann Németh)
© Fotos: Lysann Németh & Verlag Trottoir Noir