Die Stadt nach Corona - Status Quo und mögliche Zukünfte
Die Stadt nach Corona - Status Quo und mögliche Zukünfte
Eine Zitatesammlung
Illustration: The Tourist Dilemma von Zachi Razel und Kerem Halbrecht. Courtesy: Non Voyage
Doris Kleilein und Friederike Meyer haben ein Buch zusammengestellt, dass die „Die Stadt nach Corona“ in den Blick nimmt. Sie haben dafür Architekt*innen und Stadtplaner*innen aus Lehre und Praxis gebeten, einen Ausblick auf die Stadt nach Corona zu wagen: „Homeoffice, Onlineshopping, Undertourism: Die disruptiven Umbrüche durch die Covid-19-Pandemie fordern Architektur und Stadtplanung heraus. Neue Handlungsräume eröffnen sich, aber werden sie auch genutzt?“ heißt es in der Ankündigung dessen Buches, das 2021 erschienen ist. Im Folgenden einige Zitate aus dem Buch:
„Die Stadt ist […] Bühne und Gradmesser gesellschaftlicher Prozesse. Dass sich der städtische Alltag innerhalb weniger Tage grundlegend verändern kann, ist die kollektive, bisweilen verstörende Erfahrung der Pandemie. […] Nirgendwo hat sich die Lebensqualität von Städten während der Pandemie deutlicher gezeigt als in öffentlichen Räumen. “ Kleilein/ Meyer, S. 7f
„Man sollte den Wert von öffentlichem Raum, von Parkanlagen und Garten, Straßen und Plätzen niemals unterschätzen. Obwohl die Kosten für Landschaftsgestaltung nur einen Bruchteil der Baukosten ausmachen, haben sich die Außenräume immer als gute Investition erwiesen und sind eine entscheidende Komponente dessen, was das Quartier zu einer wertvollen Location macht.“ David Sim, S. 123
„Relevant und schutzbedürftig ist hingegen das Quartier. Stay home, stay safe – die goldene Regel der Pandemie unterstreicht die Bedeutung der Wohnung als Refugium und die des Quartiers in seiner sozialen, räumlichen und ökonomischen Dimension.“ Stefan Rettich, S. 62
„Die Einschränkungen des Alltags während der Pandemie haben uns daran erinnert, dass wir an einem ganz bestimmten Ort leben und nicht irgendwo. Plötzlich haben wir unsere Umgebung (wieder) entdeckt; wir haben festgestellt, dass unsere Städte viel fragiler sind, als wir dachten. Wir beobachten, dass die Innenstädte veröden, der Leerstand rapide zunimmt, dass es in den Wohngebieten an nahegelegenen Einkaufsmöglichkeiten fehlt, dass unsere Unterkünfte und Wohnungen zu beengt sind und unsere öffentlichen Raume zu knapp bemessen. Plötzlich sind die Wohnungen in der Stadt zu teuer und die räumliche Dichte wirkt unbequem.“ Aglaée Degros, Sabine Bauer und Markus Monsberger, S. 96
„Wenn die während der Covid-19-Pandemie geschlossenen Räumungsgerichte wieder öffnen, droht fast einer halben Million Mieterhaushalten, vor allem in Schwarzen- und Latino-Neighbourhoods [in Los Angeles], der Rauswurf durch Zwangsräumungen.“ Ananya Roy, S. 139
„Im zweiten Jahr der Covid-19-Pandemie bieten immer mehr Gemeinden Arbeiten und Wohnen auf Probe an, das auf Wechselwillige zugeschnitten ist. Denn nicht alle Regionen verzeichnen Zugang, sondern müssen etwas dafür tun. Beim ‚Summer of Pioneers‘ kann im hessischen Homberg (Efze) oder im südwestfälischen Altena in leerstehenden Häusern für ein paar Tage oder Wochen gewohnt und digital gearbeitet werden: ein ‚Rundum-Sorglos-Paket‘ mit möbliertem Apartment, Internetanschluss und Zugang zu eigens eingerichteten Coworking Spaces auf potenziell zu entwickelnden Brachen. Gemeinsam werben Unternehmen, Kommunen und private Ansiedelungsagenturen für abgelegene Standorte und fordern zum ehrenamtlichen Engagement auf: ‚2021 habt ihr als Pioniere die einmalige Chance, gemeinsam mit den Menschen vor Ort ein neues Kapitel in der Stadtentwicklung einzuläuten‘.“ Kleilein, S. 83
„Als Folge der rapiden Veränderungen, die den Handel in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben, beobachten Stadtplaner*innen eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Geschäfte schließen, Innenstädte drohen zu veröden. Die coronabedingten Umsatzeinbußen im Einzelhandel und der gleichzeitige Schub für den Onlinehandel verstärken diesen Trend.“ Felix Hartenstein, S. 35
„Gestapelte Stühle, mit Flatterband abgesperrte Terrassen und improvisierte Schalter für das Essen zum Mitnehmen: Das sind die Bilder der Pandemie, die in Erinnerung bleiben werden.“ Philipp Stierand, S. 126
„Was Städte nach der Pandemie also am meisten brauchen, sind Räume, die es Menschen ermöglichen, ihre Sehnsucht nach Begegnung und Austausch auszuleben. Prädestiniert hierfür sind Dritte Orte. Das können Cafés sein, Frisiersalons, Parkbänke, Kioske, Imbisse oder Sportplatze. Gemein ist ihnen, dass sie eine angenehme Atmosphäre schaffen, in der ungezwungene Gespräche stattfinden können und die dennoch offen sind für Neuankömmlinge. Auch öffentliche Raume müssen so gestaltet sein, dass sie Platz bieten für gemeinschaftliche Erlebnisse und Erholung – bestenfalls in Kombination mit viel Grün und nichtkommerziellen Angeboten, die als echte Sozialräume funktionieren.“ Hartenstein, S. 46
„In der Pandemie zeigte sich nicht nur, wie wichtig und wertvoll öffentliche Plätze sind, sondern wir konnten erahnen, dass die Verhaltensmuster, die sich dabei herausbildeten, Vorboten einer städtischen Zukunft sein könnten; einer Zukunft, in der das Lokale, die sanfte Mobilität und die körperliche und geistige Gesundheit eine wichtige Rolle spielen werden.“ Sim, S. 113
Doris Kleilein / Friederike Meyer (Hg.): Die Stadt nach Corona, Jovis Verlag, Berlin 2021 (Das Buch ist auch auf englisch erschienen).
„Die Stadt ist […] Bühne und Gradmesser gesellschaftlicher Prozesse. Dass sich der städtische Alltag innerhalb weniger Tage grundlegend verändern kann, ist die kollektive, bisweilen verstörende Erfahrung der Pandemie. […] Nirgendwo hat sich die Lebensqualität von Städten während der Pandemie deutlicher gezeigt als in öffentlichen Räumen. “ Kleilein/ Meyer, S. 7f
„Man sollte den Wert von öffentlichem Raum, von Parkanlagen und Garten, Straßen und Plätzen niemals unterschätzen. Obwohl die Kosten für Landschaftsgestaltung nur einen Bruchteil der Baukosten ausmachen, haben sich die Außenräume immer als gute Investition erwiesen und sind eine entscheidende Komponente dessen, was das Quartier zu einer wertvollen Location macht.“ David Sim, S. 123
„Relevant und schutzbedürftig ist hingegen das Quartier. Stay home, stay safe – die goldene Regel der Pandemie unterstreicht die Bedeutung der Wohnung als Refugium und die des Quartiers in seiner sozialen, räumlichen und ökonomischen Dimension.“ Stefan Rettich, S. 62
„Die Einschränkungen des Alltags während der Pandemie haben uns daran erinnert, dass wir an einem ganz bestimmten Ort leben und nicht irgendwo. Plötzlich haben wir unsere Umgebung (wieder) entdeckt; wir haben festgestellt, dass unsere Städte viel fragiler sind, als wir dachten. Wir beobachten, dass die Innenstädte veröden, der Leerstand rapide zunimmt, dass es in den Wohngebieten an nahegelegenen Einkaufsmöglichkeiten fehlt, dass unsere Unterkünfte und Wohnungen zu beengt sind und unsere öffentlichen Raume zu knapp bemessen. Plötzlich sind die Wohnungen in der Stadt zu teuer und die räumliche Dichte wirkt unbequem.“ Aglaée Degros, Sabine Bauer und Markus Monsberger, S. 96
„Wenn die während der Covid-19-Pandemie geschlossenen Räumungsgerichte wieder öffnen, droht fast einer halben Million Mieterhaushalten, vor allem in Schwarzen- und Latino-Neighbourhoods [in Los Angeles], der Rauswurf durch Zwangsräumungen.“ Ananya Roy, S. 139
„Im zweiten Jahr der Covid-19-Pandemie bieten immer mehr Gemeinden Arbeiten und Wohnen auf Probe an, das auf Wechselwillige zugeschnitten ist. Denn nicht alle Regionen verzeichnen Zugang, sondern müssen etwas dafür tun. Beim ‚Summer of Pioneers‘ kann im hessischen Homberg (Efze) oder im südwestfälischen Altena in leerstehenden Häusern für ein paar Tage oder Wochen gewohnt und digital gearbeitet werden: ein ‚Rundum-Sorglos-Paket‘ mit möbliertem Apartment, Internetanschluss und Zugang zu eigens eingerichteten Coworking Spaces auf potenziell zu entwickelnden Brachen. Gemeinsam werben Unternehmen, Kommunen und private Ansiedelungsagenturen für abgelegene Standorte und fordern zum ehrenamtlichen Engagement auf: ‚2021 habt ihr als Pioniere die einmalige Chance, gemeinsam mit den Menschen vor Ort ein neues Kapitel in der Stadtentwicklung einzuläuten‘.“ Kleilein, S. 83
„Als Folge der rapiden Veränderungen, die den Handel in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben, beobachten Stadtplaner*innen eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr Geschäfte schließen, Innenstädte drohen zu veröden. Die coronabedingten Umsatzeinbußen im Einzelhandel und der gleichzeitige Schub für den Onlinehandel verstärken diesen Trend.“ Felix Hartenstein, S. 35
„Gestapelte Stühle, mit Flatterband abgesperrte Terrassen und improvisierte Schalter für das Essen zum Mitnehmen: Das sind die Bilder der Pandemie, die in Erinnerung bleiben werden.“ Philipp Stierand, S. 126
„Was Städte nach der Pandemie also am meisten brauchen, sind Räume, die es Menschen ermöglichen, ihre Sehnsucht nach Begegnung und Austausch auszuleben. Prädestiniert hierfür sind Dritte Orte. Das können Cafés sein, Frisiersalons, Parkbänke, Kioske, Imbisse oder Sportplatze. Gemein ist ihnen, dass sie eine angenehme Atmosphäre schaffen, in der ungezwungene Gespräche stattfinden können und die dennoch offen sind für Neuankömmlinge. Auch öffentliche Raume müssen so gestaltet sein, dass sie Platz bieten für gemeinschaftliche Erlebnisse und Erholung – bestenfalls in Kombination mit viel Grün und nichtkommerziellen Angeboten, die als echte Sozialräume funktionieren.“ Hartenstein, S. 46
„In der Pandemie zeigte sich nicht nur, wie wichtig und wertvoll öffentliche Plätze sind, sondern wir konnten erahnen, dass die Verhaltensmuster, die sich dabei herausbildeten, Vorboten einer städtischen Zukunft sein könnten; einer Zukunft, in der das Lokale, die sanfte Mobilität und die körperliche und geistige Gesundheit eine wichtige Rolle spielen werden.“ Sim, S. 113
Doris Kleilein / Friederike Meyer (Hg.): Die Stadt nach Corona, Jovis Verlag, Berlin 2021 (Das Buch ist auch auf englisch erschienen).