Spiel der Fassaden: Das Café Moskau

Schwerpunkt: Fassaden

Spiel der Fassaden: Das Café Moskau

Interview mit Stefan Heinrich Ebner
Von Anna-Lena Wenzel

 

Anna-Lena Wenzel: Wie ist diese Videoarbeit konkret entstanden?

 

Stefan Heinrich Ebner: Das Video ist eine Komposition von gefilterten und bearbeiteten Fotos. Die Bilder habe ich in einen semitransparenten Projektionskörper hinein komponiert, der eine 360-Grad-Betrachtungsmöglichkeit bietet.

 

Welche Grundidee liegt der Animation zugrunde?

 

Die Animationen sind Studien für ein atmosphärisches Stadtportrait von Berlin mit dem Namen berlinsinfonie 2.0, an dem ich aktuell arbeite und das ich räumlich umsetze.

 

Geht es dir um die Abstraktion der Architektur?

 

In gewisser Weise ja…letztlich suche ich nach einer Darstellung des atmosphärischen Stadterlebens. Mich interessiert Architektur und Stadt als Lebensraum. Das ist der Raum (das Dazwischen), den ich durch meine Anwesenheit, Bewegung und Wahrnehmung mitgestalte. Der atmosphärische Raum ernährt mich und ist die für mich entscheidende Qualität einer Stadt. Das visuelle Material versuche ich so zu gestalten und anzuordnen, dass ein räumlich atmosphärisches Erlebnis möglich wird.

 

Was macht für dich Stadt aus?

 

Für mich ist Stadt: Bewegung, Freiheit, gebaute menschliche Natur und meine Auseinandersetzung damit.

 

Eine andere Arbeit von dir trägt den Titel „Stadttext 1“. Dabei musste ich sofort an die französischen Situationisten denken, die Stadt ebenfalls als Text gelesen haben. Haben sie dich beeinflusst?


Von dem situationistischen Verfahren des Derivierens habe ich erst Anfang der 90er Jahre gehört. Eigene intuitive Stadtaneignungen hatte ich in Westberlin jedoch schon seit Mitte/Ende der 80er in Westberlin unternommen. Seitdem ist das Laufen, Schauen, Stadt-lesen-lernen ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit.

Anlass für die darauf folgenden Auseinandersetzungen mit Stadt und Architektur war meine Abscheu gegenüber der Nachkriegsmoderne wie man sie z.B. am Kotti findet. Hätte ich mich nicht theoretisch damit beschäftigt, hätte ich die Stadt verlassen müssen weil ich alles so hässlich fand. Nachdem ich dann z. B. erfahren habe, dass das Ensemble am Kotti von den Luckhardt-Brüdern geplant wurde und ich Planungsdetails nachvollzog, wurde vieles plötzlich interessant und lesbar...

 

Wie ist deine Beziehung zur sozialistischen Architektur?

 

SHE: Ich lebe derzeit nahe der Karl-Marx-Allee in sozialistischen Bauten der 50er Jahre und habe so eine alltägliche Beziehung zur sozialistischen Architektur und Planungskultur. Mein Haus in der Gubener Straße ist umgeben von einem Park und morgens zwitschern die Vögel. Auf meinen Spaziergängen durch den Ostteil der Stadt wurde ich in vielerlei Hinsicht überrascht. Unterschiede zum Städtebau West waren nur in Details zu finden, doch die Ost-Platte war an vielen Stellen interessanter und konsequenter durchgestaltet. Für mich ist die Karl-Marx-Allee bis heute das konsequenteste und kraftvollste städtische Ensemble in Berlin.

 

www.raumfilter-berlin.de

 

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