Glitches

Glitches

Coco Bergholm, Text: Anna-Lena Wenzel
GLITCHES ist die Bezeichnung für eine Reihe von künstlerischen Interventionen im Stadtraum von Coco Bergholm. In den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln fotografierte sie Kompositionen aus Schaufenstern, Türen, Plakaten, Graffiti und Aufklebern und fertigte aus diesen Fassadenausschnitten bedruckte Vorhänge, die sie dann exakt über dem Originalmotiv platzierte. Die Vorhänge sind so realitätsgetreu, dass der Fake erst auf den zweiten Blick auffällt – wenn ein Windstoß den Vorhang bewegt, oder man, um den Hauseingang oder die Einfahrt zu betreten, in den Vorhang greift. Bergholm fügt dem Stadtgeschehen durch das bewegliche Motiv und Material eine weitere Ebene hinzu. Es ist eine Verdoppelung, die zugleich eine Aneignung und eine Störung bedeutet. Der Begriff Glitch bezeichnet eben diese Strategie, denn „ein Glitch ist ein Fehler, ein Fail, ein Nicht-Funktionieren“, so definiert ihn jedenfalls die Cyberfeministin Legacy Russell in ihrem Glitch Manifest und schreibt ihm empowerndes Potential zu. Bergholm folgt dieser Argumentation, wenn sie diese Störung ästhetisch in Szene gesetzt. Es entstehen kurzweilige Momente der Irritation, die auf die fadenscheinige Vorder- und Hintergründigkeit unserer Wahrnehmung verweisen.

 
Fr, 09/06/2024 - 12:06
Kurzbeiträge

Einwürfe

50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft
Tischlein Deck Dich Das Buch flavours & friends von TDD enthält Rezepte, ist die Dokumentation einer sozialen Raumpraxis und hält die Veränderungen Berlins fest.

Fundsachen

Gefährten* Eine Serie von Stoffbeuteln, hergestellt aus Stoffen aus der VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, fotografiert von Lysann Nemeth.
Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

Berliner Trümmerberge Eine Recherche zu den Berliner Trümmerbergen von Karoline Böttcher mit einem Text von Luise Meier. 
Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
der Görlitzer Park K.I.Z. rappt über den Görlitzer Park.
Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

Sorge „Sorge“: meine Platte, meine Heimat,
(e) es sich in der Schule der Arbeit Ute Richter deckt mit ihrer künstlerischen Forschung ein vergesenes Kapitel der emanzipatorischen Erwachsenenbildung in Leipzig auf.
man nicht mehr im Prenzlauer Berg Das war einmal: der Prenzlauer Berg im Jahr 1991, erinnert von Jo Preußler