Neun falsche Hennen
Neun falsche Hennen
Paula Hildebrandt
Hamburg – Ein ungewöhnlicher Junggesellinnenabschied endete am Samstagabend in der Davidwache von St. Pauli. Gruppen von marodierenden Frauen, die bei einer sogenannten >Hens’ Night< die letzte Nacht vor der Hochzeit feiern, sind auf dem Kiez kein neues Phänomen. Aufgefallen war die Gruppe von neun Männern und Frauen mit grünen Filzhüten, da sie sich mit keinem der üblichen Accessoires wie Tüllröcken, Hasenohren oder einem Bauchladen mit Sexspielzeug ausweisen konnte.
Bei der Ausweiskontrolle auf der Polizeiwache stellte sich heraus, dass es sich bei fünf der neun Personen um Asylbewerberinnen handelte, die allerdings alle über eine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügten. Organisiert wurde die Tour durch das Rotlichtviertel von St. Pauli von der WELCOME CITY GROUP kurz WCG , einer selbstorganisierten Gruppe von >Qiddjes< (in Hamburg Zugezogene), die 2015 in Hamburg-Wilhelmsburg gegründet wurde. Die vermeintliche Braut, eine 39-jährige Berlinerin, trug ein mattgrünes Seidenkleid mit Perlmuttknöpfen über einer >Rocky< Jeans. Sie werde Thorsten G., 26, Software-Entwickler aus Freiburg, allerdings nicht wirklich heiraten, erklärte der>Trauzeuge< Michael T. Die fiktive >Hens’ Night< hatte sich die real existierende Gruppe aus gedacht. >Gemeinsam ist es einfacher, neue Bräuche und Rituale zu erproben, die für viele Neubürgerinnen in ihren Heimatländern undenkbar sind, beispielsweise, in der Öffentlichkeit Alkohol trinken, niesen, derbe Späße, anzügliche Gesten, Nacktheit <, erklärt eine Juniorprofessorin für Kriminologie an der Universität Hamburg. Eine junge Architektin aus dem Iran ergänzt: >Gemeinsam erforschen wir verschiedene Willkommenskulturen und ihre Widersprüchlichkeiten, übersetzen sie in konkrete Erfahrungen und erfinden so neue Formen von Citizenship, von Bürgerschaft.< Dass diese Tour auf der Polizeiwache endete, überrascht >Kiez-Königin und Kult-Transe< Olivia Jones: >Junggesellinnenabschiede sind>Junggesellinnenabschiede sind> doch mittlerweile ein Tourismus-Klassiker!< Auf eine Anzeige wegen unlauterem Wettbewerb werde sie, die mit ihrer Firma sogenannten JGA -Specials für 78,00 pro Person anbietet, verzichten. Den neun Mitgliedern der WCG drohe auch keine Anklage wegen Betrugs oder der Erregung öffentlichen Ärgernisses, teilte das Polizeikommissariat mit. Es sei zu keinen öffentlichen sexuellen Handlungen gekommen. Auch die Vortäuschung falscher Tatsachen zum Zwecke eines rechtswidrigen Vermögensvorteils sei der Gruppe nicht nachzuweisen.
Laut dem Imam vom muslimischen Familienverein >Masjid Rahma< verbringen viele Mitglieder seiner islamischen Gemeinde die Nacht auf den Straßen des Vergnügungsviertels und kehren zum Morgengebet in die Moschee zurück: >Sie flüchten vor der Polizei, wie der Nebel vor der Sonne flieht. Das Rotlicht wird zum Nachtasyl.<
Der Text stammt aus der Publikation: Welcome City, adocs, Hamburg 2022
Bei der Ausweiskontrolle auf der Polizeiwache stellte sich heraus, dass es sich bei fünf der neun Personen um Asylbewerberinnen handelte, die allerdings alle über eine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügten. Organisiert wurde die Tour durch das Rotlichtviertel von St. Pauli von der WELCOME CITY GROUP kurz WCG , einer selbstorganisierten Gruppe von >Qiddjes< (in Hamburg Zugezogene), die 2015 in Hamburg-Wilhelmsburg gegründet wurde. Die vermeintliche Braut, eine 39-jährige Berlinerin, trug ein mattgrünes Seidenkleid mit Perlmuttknöpfen über einer >Rocky< Jeans. Sie werde Thorsten G., 26, Software-Entwickler aus Freiburg, allerdings nicht wirklich heiraten, erklärte der>Trauzeuge< Michael T. Die fiktive >Hens’ Night< hatte sich die real existierende Gruppe aus gedacht. >Gemeinsam ist es einfacher, neue Bräuche und Rituale zu erproben, die für viele Neubürgerinnen in ihren Heimatländern undenkbar sind, beispielsweise, in der Öffentlichkeit Alkohol trinken, niesen, derbe Späße, anzügliche Gesten, Nacktheit <, erklärt eine Juniorprofessorin für Kriminologie an der Universität Hamburg. Eine junge Architektin aus dem Iran ergänzt: >Gemeinsam erforschen wir verschiedene Willkommenskulturen und ihre Widersprüchlichkeiten, übersetzen sie in konkrete Erfahrungen und erfinden so neue Formen von Citizenship, von Bürgerschaft.< Dass diese Tour auf der Polizeiwache endete, überrascht >Kiez-Königin und Kult-Transe< Olivia Jones: >Junggesellinnenabschiede sind>Junggesellinnenabschiede sind> doch mittlerweile ein Tourismus-Klassiker!< Auf eine Anzeige wegen unlauterem Wettbewerb werde sie, die mit ihrer Firma sogenannten JGA -Specials für 78,00 pro Person anbietet, verzichten. Den neun Mitgliedern der WCG drohe auch keine Anklage wegen Betrugs oder der Erregung öffentlichen Ärgernisses, teilte das Polizeikommissariat mit. Es sei zu keinen öffentlichen sexuellen Handlungen gekommen. Auch die Vortäuschung falscher Tatsachen zum Zwecke eines rechtswidrigen Vermögensvorteils sei der Gruppe nicht nachzuweisen.
Laut dem Imam vom muslimischen Familienverein >Masjid Rahma< verbringen viele Mitglieder seiner islamischen Gemeinde die Nacht auf den Straßen des Vergnügungsviertels und kehren zum Morgengebet in die Moschee zurück: >Sie flüchten vor der Polizei, wie der Nebel vor der Sonne flieht. Das Rotlicht wird zum Nachtasyl.<
Der Text stammt aus der Publikation: Welcome City, adocs, Hamburg 2022