Plakat Décollages
Plakat Décollages
Fotos und Décollagen: Kirsten Heuschen, Text: Anna-Lena Wenzel
Übereinander gelegte Papierschichten, die aufgrund ihrer Dicke von der Wand abstehen. Ein Muster aus abgerissenen Schichten und einzelnen Papierfetzen, die erkennbar abstehen. Eine Papierschichtung in weiß-grau, mit verschwommenen Farbtupfern. Farbe, die sich in Kleister aufgelöst hat und hinunter läuft. Bilder, die an den Rändern ausfransen. Die Künstlerin Kirsten Heuschen sammelt Plakate oder besser: Plakatwände und verwendet deren Rückseiten, um daraus eigene Arbeiten zu formen. Eine Technik, die an die Décollage anknüpft, die Künstler*innen des Nouveau Réalisme in den 1950er und 60er Jahren entwickelt haben und die im Abreißen und Weiterverarbeiten von Plakaten bestand. Sie geht mit mehreren künstlerischen Schritten einher: Die Aneignung von alltäglichem Material, die Umwertung von Wertlosen und die Abstraktion von Botschaften, die uns in Form von Plakaten jeden Tag ansprechen und animieren wollen. Kirsten Heuschen geht noch einen Schritt weiter, indem sie das Collage-Material mit Cyanotypie und anderen Substanzen bearbeitet, so dass Chemigramme entstehen. Mit einer Emulsion malt sie dafür direkt auf die Plakatwände, die mit der fotografischen Substanz reagieren. Die Spuren des chemischen Prozesses werden sichtbar und bilden eine Analogie zu den Spuren, welche durch die körperliche Geste des Reißens der Plakate entstehen.
Für die Künstlerin lassen sich auf diese Weise zeitliche Zusammenhänge neu denken. „Was vergangen ist, schaut uns als Zukunft an. Es eröffnet sich für mich ein Feld, in dem Zeit in einer utopischen Tiefe spürbar ist.“
Für die Künstlerin lassen sich auf diese Weise zeitliche Zusammenhänge neu denken. „Was vergangen ist, schaut uns als Zukunft an. Es eröffnet sich für mich ein Feld, in dem Zeit in einer utopischen Tiefe spürbar ist.“