Eiffe, der erste Graffiti-Writer Hamburgs

Eiffe, der erste Graffiti-Writer Hamburgs

Unterstützung für Filmprojekt gesucht
Anna-Lena Wenzel

Im Mai 1968 kam niemand an ihm vorbei: „Eiffe der Bär“ war überall. Tag und Nacht war Peter-Ernst Eiffe, Spross einer hanseatischen Familie, unterwegs und überzog ganz Hamburg mit seinen Sprüchen und war vermutlich der erste Graffiti-Writer der Hansestadt. Eiffe gehörte keiner politischen Gruppierung an, machte aber über Einzelaktionen im Rahmen der APO von sich reden. Mit seinen zumeist mit Filzstift gemalten Parolen, aber auch mit einer von ihm erprobten neuartigen Technik des Sprühens, legte er den Grundstein für die ideelle Verbindung von politischem Protest und Graffiti als Kunstform. Er nutzte die Stadt als öffentliche Plattform – für politische Parolen ebenso wie für selbstbezügliche Kommentare und Einschätzungen. Oft gab er seinen Namen und seine Telefonnummer an, und nutze den Anrufbeantworter als weiteres Sprachrohr. Nachdem er Ende Mai mit seinem Wagen in die Wandelhalle des Hamburger Bahnhofs gefahren war und die Freie Eiffe Republik proklamiert hatte, wurde er verhaftet, entmündigt und zwangspsychiatrisiert. Er starb 1982.

 

„EIFFE FOR PRESIDENT – Alle Ampeln auf Gelb“ ist der Titel des inzwischen zum Kultfilm avancierten Dokumentarfilms über den legendären ersten Graffiti-Künstler Peter Ernst Eiffe. Der Film wurde 1995 von Christian Bau zusammen mit Artur Dieckhoff gemacht und auf 16mm produziert. Jetzt wurde er restauriert und digitalisiert. Die thede will den Film erneut ins Kino bringen. Außerdem soll er endlich auf DVD erscheinen, zusammen mit einem umfassenden Buch zu Eiffe und dem Film. Das Buch wird aufwendig gestaltet und ausgestattet. Es enthält viele Fotos, Eiffe-Sprüche und Texte über Eiffe, 1968 und Graffiti-Kunst, u.a. von Christoph Twickel und Jorinde Reznikoff. Um die nötige Finanzierung für das ganze Paket abzusichern und das Buch zu einem erschwinglichen Preis herauszugeben, hat die thede e.V. eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, für die sie Unterstützung sucht.

 

Eiffe Trailer from die thede e.V. on Vimeo.

 
Di, 11/06/2018 - 18:54
Kurzbeiträge

Einwürfe

50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft
Tischlein Deck Dich Das Buch flavours & friends von TDD enthält Rezepte, ist die Dokumentation einer sozialen Raumpraxis und hält die Veränderungen Berlins fest.

Fundsachen

Gefährten* Eine Serie von Stoffbeuteln, hergestellt aus Stoffen aus der VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, fotografiert von Lysann Nemeth.
Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

Berliner Trümmerberge Eine Recherche zu den Berliner Trümmerbergen von Karoline Böttcher mit einem Text von Luise Meier. 
Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
der Görlitzer Park K.I.Z. rappt über den Görlitzer Park.
Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

(e) es sich in der Schule der Arbeit Ute Richter deckt mit ihrer künstlerischen Forschung ein vergesenes Kapitel der emanzipatorischen Erwachsenenbildung in Leipzig auf.
man nicht mehr im Prenzlauer Berg Das war einmal: der Prenzlauer Berg im Jahr 1991, erinnert von Jo Preußler
(e) es sich im Vertragsarbeiterheim in der Gehrenseestraße Im Februar 2023 lud ein Kollektiv[1] ein